Die Situation
Meist ist es kompliziert bis unmöglich, unterschiedliche Materialien, die fest miteinander verbunden sind, wieder voneinander zu trennen. Aus diesem Grund lassen sich Textilien, die aus verschiedenen Komponenten bestehen oder beschichtet sind, heute kaum recyceln. Um in der Industrie die Initiative anzustoßen, diese Herausforderung anzugehen, hat die EU den "Green Deal" verabschiedet. Die darin enthaltene Produktdesignverordnung regelt, dass sich Hersteller bereits beim Textil- bzw. Produktdesign gedanklich damit beschäftigen, wie die verwendeten Rohstoffe einem geschlossenen Kreislauf zugeführt werden können, wenn das Produkt nicht mehr verwendet wird.
Das Projekt
An den DITF wurde jetzt in einem Projekt untersucht, inwieweit sich die nachwachsenden Rohstoffe Alginat, Cellulose und Chitosan für Textilbeschichtungen eignen, die sich zum Ende der Lebensdauer mitsamt dem Textil kompostieren lassen. Wie sich zeigte, können Beschichtungen aus den Biopolymeren Alginat und Chitosan nicht mit etablierten Textilbeschichtungen mithalten. Zudem sind beide Rohstoffe vergleichsweise teuer. Die im Projekt entwickelten Beschichtungen aus Cellulose-Gel hingegen sind vielversprechend. Dabei handelt es sich um wässrige Lösungen, die ohne toxische Stoffe auskommen. Mit Hilfe eines Gels aus mikrokristalliner Cellulose ließen sich homogene, flexible und mechanisch stabile Beschichtungen und Filme herstellen. Hersteller können in die Cellulose-Gele diverse Additive mischen, um Textilien für verschiedene Einsatzzwecke zu funktionalisieren. Die Schichten sind sehr gut biologisch abbaubar.
Der Nutzen für den Mittelstand
Beschichtungshersteller und Kaschierer können die wässrigen Beschichtungslösungen einfach auf bestehenden Anlagen herstellen. Damit können die Firmen leicht auf den nachwachsenden Rohstoff Cellulose umstellen. In zwei Folgeprojekten wird derzeit zusammen mit mehreren mittelständischen Firmen ausgelotet, inwieweit es möglich ist, Produkte auf Erdölbasis durch die Bio-Materialien zu ersetzen.
Ansprechpartner
Dr. Frank Gähr
frank.gaehr@ditf.de
+49 711 9340 132
Fördergeber
Finanzielle Förderung über das Forschungskuratorium Textil als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen (AiF) aus Haushaltsmitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Programms zur Förderung der "Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)" 20784 N.